Frühere Projekte

Lebensereignisse, Ressourcen und Weisheit

(FWF, 2013-2017)

MitarbeiterInnen: Irina Auer-Spath, Eva Beichler, Dominik Holzer, Anja Ischep, Andreas Scherpf, Sarah Campill, Ingrid Koller, Michaela Pötscher-Gareiss, Barbara Sobe

Dieses Projekt initiierte eine langfristige Längsschnittstudie über die Entwicklung von Weisheit. Warum werden manche Menschen im Laufe ihres Lebens weiser, obwohl sie sehr schmerzhafte Erfahrungen machen, während viele andere nicht viel zu lernen und zu wachsen scheinen? Das Projekt basiert auf der Hauptannahme, dass die Unterschiede zwischen Menschen darin, was und wie viel sie aus dem Leben lernen, auf eine dynamische Interaktion zwischen lebensverändernden Erfahrungen und psychologischen Ressourcen zurückzuführen sind: Menschen, die bestimmte Ressourcen in hohem Maße aufweisen, können durch eine schwierige Erfahrung weiser werden, während dasselbe Ereignis bei anderen zu Verbitterung, Hilflosigkeit oder Rigidität führt. In dem sogenannten MORE Wisdom Model (Glück & Bluck, in press) haben wir vier relevante Ressourcen vorgeschlagen, die in Interaktion mit Lebensereignissen die Entwicklung von Weisheit fördern: „Mastery“, Offenheit, Reflektivität und Emotionsregulation/Empathie.

Mit diesem Projekt wurde die „Austrian Wisdom Study“ gestartet, eine prospektive längsschnittliche Untersuchung der Entwicklung von Weisheit, die auf mindestens 20 Jahre angelegt ist. Jedes Jahr werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, auf das vergangene Jahr zurückzublicken, indem sie einen kurzen Fragebogen zu wichtigen Ereignissen, psychologischen Ressourcen und Weisheit ausfüllen. Alle zehn Jahre soll eine umfassendere Erhebung stattfinden, in der weitere Faktoren, externale Ressourcen sowie Veränderungen in der rückblickenden Beurteilung vergangener Ereignisse erfasst werden. So untersucht die Studie längsschnittlich, wie psychologische Ressourcen in Wechselwirkung mit kritischen Lebensereignissen beeinflussen, was Menschen aus ihrem Leben lernen.

 

 

Entwicklung und Manifestation von Weisheit

(FWF, 2008-2012)

MitarbeiterInnen: Susanne König, Katja Naschenweng, Uwe Redzanowski, Lara Dorner, Mira Dulle, Stefanie Rappersberger, Irene Straßer, Susan Bluck (Kooperationspartnerin)

Weisheit ist ein wachsendes Forschungsthema in der aktuellen Psychologie, vermutlich aufgrund des generell steigenden Interesses an positiven Aspekten des höheren Alters im Lichte der aktuellen demographischen Entwicklungen. Bisher hat die psychologische Weisheitsforschung sich darauf konzentriert, (a) Laientheorien über das Konstrukt Weisheit zu untersuchen, und (b) standardisierte Methoden der Weisheitsmessung zu entwickeln. Nur wenige Studien haben Weisheit im Kontext des „wirklichen Lebens“ untersucht: Wie entwickelt sich Weisheit – welche Voraussetzungen, Erfahrungen und Arten der Reflexion von Erfahrungen fördern die Entwicklung von Weisheit? Und wie manifestiert sich Weisheit in realen Lebenssituationen – wie gehen weise Menschen mit Lebenspro-blemen wie traumatischen Ereignissen oder schwierigen Konflikten um? Die Beschäftigung mit diesen Fragen könnte wichtige Erkenntnisse sowohl über Weisheit als Konstrukt als auch über Möglichkeiten ihrer Förderung erbringen und neue Wege der ökologisch validen Messung von Weisheit eröffnen.

In diesem Projekt postulierten wir vier Ressourcen, die wir als zentral in der Entwicklung und Manifestation von Weisheit betrachten: Offenheit für Erfahrungen, Emotionsregulation, Selbstwirk-samkeit und eine reflektive Grundhaltung. Wir testeten dieses Modell und erprobten einen neuen Messansatz, indem wir Personen untersuchten, die von anderen als weise nominiert wurden. Diese weisen Personen sowie eine Vergleichsgruppe wurden über ein schwieriges Ereignis und einen ernsthaften Konflikt in ihrem Leben interviewt.

Der lebensgeschichtliche Teil des Projekts konzentrierte sich auf fundamentale Lebensveränderungen, d.h. Ereignisse, die große Auswirkungen auf die Lebenssituation und -prioritäten der TeilnehmerInnen hatten. Wir erwarteten nicht, dass weise Personen mehr solche Ereignisse berichten als Kontrollpersonen, aber dass sie auf Basis der genannten Ressourcen andere Arten des Umgangs mit diesen Ereignissen und ihrer späteren Integration in die Lebensgeschichte zeigen. Außerdem wurde die Verwendbarkeit solcher Berichte als neuer Ansatz der Weisheitsmessung

erprobt. Aktuelle Messansätze basieren entweder auf Selbstbericht (und sind damit offen für bewusste und unbewusste Verzerrungen) oder auf fiktiven Lebensproblemen, die emotionale Aspekte von Weisheit nicht ansprechen. Konfliktberichte erfassen zentral auch emotionale und interpersonale Komponenten von Weisheit und können sowohl anhand von Kriterien aus anderen Weisheitsmodellen als auch anhand unserer vier Weisheitsressourcen ausgewertet werden.